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Welt voller Wunder


Gestern habe ich im Garten am Haus, in dem wir wohnen, diese wunderhübschen, zarten Blüten entdeckt. Sie wachsen auf einer Ilex, einer Stechpalme, die an anderen Stellen mit ihren wunderbar rot glänzenden kugeligen Früchten auffällt, die viele Menschen so gerne zur Advents- und Weihnachtszeit als Dekoration nutzen. Doch dieser Strauch hat Blüten... dabei haben wir November und die übliche Blütezeit ist im Frühling. Interessant...


Nach einer kurzen Recherche stelle ich fest, dass die Stechpalme zweihäusig ist, das heißt, es gibt Pflanzen mit weiblichen und Pflanzen mit nur männlichen Blüten. Und die oben abgebildeten sind männlich. Deswegen habe ich an diesem Strauch auch noch keine Beeren entdecken können.


Doch etwas ganz anderes war mein Gedanke für den heutigen Artikel.

Sicherlich hat es auch mit mir und meiner Sicht auf die Welt zu tun, nämlich, dass ich vor gut einem Jahr entschied, dem Lehrerberuf den Rücken zu kehren und mich voll und ganz den Wildkräutern zu widmen.


Ich habe den Eindruck, dass die Natur uns mit so vielen Schätzen überschüttet. In ganz unterschiedlicher Form will sie uns zeigen, wie großartig die Welt ist, auf der wir da gelandet sind. Ob es nun diese winzigen, wunderhübschen Blüten im November sind, die unglaubliche Vielfalt und Anzahl an Kräutern, die direkt am Wegesrand wachsen, die ungeachtet der Umstände stolz ihre Köpfchen nach oben strecken und sich nach Beachtung und Aufmerksamkeit sehnen oder die stolzen, alten Bäume, die uns täglich die Luft reinigen, damit wir Stadtmenschen nicht in unserem eigenen Dunst versinken. Jede noch so winzige Pflanze oder Blume ist genial und perfekt. Die Symmetrie der Blütenblätter, die Zeichnungen der Blüte, die winzigen Staubgefäße mit dem Blütenstaub, die Anordnung der Blätter, die Form und Maserung der Blätter, die Beschaffenheit des Stängels...

Du merkst, dass ich mich darin verlieren könnte - in diesem Wunder jeder einzelnen Pflanze!

Und dabei habe ich noch nicht angefangen, darüber zu schreiben, welchen Nutzen wir für uns aus diesen Pflanzen ziehen können in vielen Fällen.


Mir geht jedes Mal förmlich das Herz auf, wenn ich ein Pflänzchen entdecke, das in seiner absoluten Vollkommenheit an einer Stelle steht, an der möglicherweise nur ein Hund seine Aufmerksamkeit in Form eines gehobenen Beines zu schenken weiß. Doch der Pflanze ist dies egal. Sie wächst und blüht, sie strahlt und gibt alles, was sie geben kann.


So grau der Herbst auch sein mag, so düster die Prognosen und Hiobs-Botschaften, die uns durch Radio, Zeitung und Fernsehen bezüglich des Fortbestehens unserer Welt auch erzählt werden, vor allem die Wildpflanzen kümmern sich nicht darum. Sie wachsen, für mich in einer bisher nicht dagewesenen Kraft. Selbst die kleinste Ritze zwischen den Gehwegplatten wird genutzt, um daraus hervor zu sprießen. Die vom Menschen sorgfältig kurz gehaltene Rasenfläche verwandelt sich ungeniert zu einer Wildkräuterwiese, die tapfer dagegen anwächst, dass immer wieder das scharfe Messer die hübschen Blütenköpfe abrasiert.


Ich erfreue mich jedes Mal von Herzen, wenn ich ein Wildkraut entdecke, das ich bisher nur aus Büchern kannte oder sehe, dass nun etwas so weit ist, dass ich es ernten und verarbeiten kann oder einfach, dass es da ist und wächst und gedeiht.


Für mich sind die Natur und die Wildkräuter geniale Lehrmeister. Denn die Wildkräuter lassen sich bei weitem nicht alle kultivieren. Wie der Mensch es so gerne macht...

Sie haben ihren eigenen Willen und Kopf. Und wachsen nur dort, wo sie sich wohl fühlen. Sie lassen sich nicht verdrehen und verbiegen, weil jmd anderes es gerade auf diese Art besser findet. Sie behalten ihre Selbstbestimmtheit, ihren Eigensinn und damit viele ihrer für uns Menschen so wertvollen Inhaltsstoffe!!!


Da muss ich an den Umgang der Menschen miteinander und vor allem den jungen Menschen gegenüber denken. Wie oft steht vielmehr das Einfügen in bestehende Gefüge deutlich ÜBER dem Erhalt der Selbstbestimmung und damit auch Würde? Wie oft wird für den jungen Menschen entschieden - weil man das Beste im Sinn hat - doch das Gegenüber gar nicht befragt? Wie oft stehen die eigenen Bedürfnisse und Gewohnheiten Pate für die Entscheidung bezüglich des eigenen Nachwuchses?

Geht es den jungen Menschen dann nicht ähnlich wie den Pflanzen? Dass mit einer gewissen Kultivierung und damit einem Einfügen in bestehende Normen - also einer Normierung - wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen?


Ich habe die Vision einer Welt, in welcher der Umgang miteinander gleichwertig, würdigend und aus tiefstem Herzen liebevoll ist. Völlig unabhängig von Alter, Geschlecht, irgendwelchen Interessen, Haltungen, Einstellungen, welcher Art auch immer.

In der jede Begegnung die Menschen bereichert, da sie mit der Frage im Herzen leben: "Was dient der Liebe?"


Und spätestens dann werden Wunder alltäglich sein...


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