Es war zwar erst im Spätsommer letzten Jahres, als ich mich dazu entschloss, dass die Wildkräuter in Zukunft mehr Raum in meinem Leben bekommen sollten, doch der Beifuß (Artemisia vulgaris) hatte es mir offensichtlich schon früher angetan.
Im Frühsommer nahm ich den Beifuß bei einem Spaziergang um den Öjendorfer See zum ersten Mal wahr und wünschte mir, dass ich ihn in meinem Garten stehen hätte. Auf die Frage, warum, konnte ich gar keine konkrete Antwort geben. Meine Idee war, dass ich ihn mir irgendwo ausgraben und bei mir einpflanzen würde. Doch siehe da - das war gar nicht nötig! Denn in den folgenden Wochen entdeckte ich ein junges Pflänzchen in der Reihe der Himbeeren, das sehr nach Beifuß aussah: gefiederte Blätter, weiß behaarte Blattunterseite und mit zunehmender Größe kam auch der rötliche Stengel zum Vorschein. Meine Freude war groß!
Im Herbst meinte ich es gut und wollte dem Kraut einen schönen Platz verschaffen, also setzte ich ihn kurzerhand um. Doch das schien nicht ganz die Idee der Pflanze zu sein. Am neuen Standort kam sie erst spät und blieb klein. An der ersten Stelle jedoch wuchs in diesem Jahr wieder ein Beifußpflänzchen, das im Laufe des Sommers zu einer gigantischen Pflanze wurde: fast zwei Meter hoch und einen entsprechenden Umfang hatte sie zu bieten. Drum achtsam mit den Wünschen!!! ;-) Es gibt die Überzeugung, dass man alle Pflanzen, die im eigenen Garten wachsen, auch für einen gut und notwendig sind.
Wozu ist der Beifuß also für mich gut?
Beifuß, so lese ich es in meinem schlauen Buch, gehört zu den Johannsikräutern und ist eine Brautpflanze. Man flicht zur Sonnwendfeier einen Gürtel aus Beifuß, den man trägt und anschließend ins Sonnwendfeuer wirft. Müde Wanderer werden wieder munter, wenn sie in ihre Schuhe Beifußblätter legen. Oh, das hatte ich bisher nur vom Wegerich, dem König des Weges, gehört.
Volksheilkundlich wirkt der Tee aus Beifußkraut bei Magenstörungen mit üblem Mundgeruch, Galle- und Leberleiden, Nervenkrankheiten und bei Menstruationskrämpfen. Das Kraut regt aufgrund seiner Inhaltsstoffe die großen Drüsen (Leber, Magen, Darm) sanft an. Bäder und dazu auch Tee sind zu empfehlen, wenn man falsch angezogen war und der Unterleib zu viel Kälte abbekommen hat, was sich manchmal als Blasen- oder Eierstockentzündung festsetzen kann. Denn zwischen kalten Füßen und dem Unterleib besteht eine starke Verbindung.
Allerdings regt der Tee bei Gebärenden die Wehentätigkeit an, was unter der Geburt und vor allem der nachgeburtlichen Phase bewusst genutzt werden kann. Demnach jedoch von Schwangeren gemieden werden sollte.
Sogar zur Behandlung von Wunden kann Beifuß genutzt werden: Die Blätter werden zerstoßen, der Saft herausgepresst und auf die Wunde damit benetzt. Den Saft kann man, zur innerlichen Unterstützung der Wundheilung, auch teelöffelweise trinken.
Doch sicherlich ist die verdauungsfördernde Wirkung des Krautes am bekanntesten: Was wäre ein Gänsebraten ohne Beifuß? Dies kann man sich in einem Kräutersalz wunderbar zunutze machen.
Sind es diese Wirkungen, weswegen der Beifuß in meinem Garten so üppig steht?
Ich hörte zum ersten Mal von Wolf-Dieter Storl etwas über Schamanenpflanzen. Und der Beifuß ist eine uralte Pflanze dieser Art...
Was bedeutet dies?
Das Räuchern der Pflanze ermöglicht und eröffnet den Zugang zur
Intuition und möglicherweise auch zu weiteren spirituellen Dingen. Doch fühle ich, dass dies der Aspekt ist, der für mich am Spannendsten bei diesem Kraut ist. Heute habe ich diese große Pflanze abschneiden müssen, da sie mir, sicherlich aufgrund der starken Winde in den letzten Wochen, auseinander gebrochen ist. Die Blüten habe ich jedoch nicht wegwerfen können. Ich werde mir ein paar Räucherbündel machen und freue mich schon darauf, welche Erfahrung ich beim Räuchern machen darf.
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